Insekten-Lebensraum »Magerrasen«

Magerrasen entstehen an offenen Flächen mit nährstoffarmen Böden, auf denen nur darauf spezialisierte Pflanzen wachsen können. Von solchen sind wiederum etliche Tierarten abhängig, die auf genau diese spezialisiert sind. Als Trockenrasen werden solche Magerrasen bezeichnet, die sich insbesondere durch dürre Standorte auszeichnen. Kalkmagerrasen (Kalktrockenrasen) entstehen auf weitestgehend basischem Erdreich. Sie sind für einen besonders hohen Artenreichtum bekannt.

Der kalkhaltige, nährstoffarme »Abraum« ist somit die Grundlage neu entstehender Kalkmagerrasen und für die Biodiversität in der Region von besonderer Bedeutung. Dieser im Bergischen Land seltene Lebensraum bietet spezialisierten Pflanzen (z. B. Orchideen) und unzähligen Insekten, wie Heuschrecken, Schmetterlingen, Libellen, Käfern und anderen sowie  Spinnen und Schnecken neue und einzigartige Bedingungen.

Heuschrecken

Blauflügelige Ödlandschrecke

(Oedipoda caerulescens)

Größe: Männchen bis ca. 20 mm, Weibchen gut 30 mm. Wie der Name bereits anzeigt, bewohnt diese Art vegetationsarme Lebensräume (Ödland). Sie müssen trocken und sonnenexponiert sein, damit sich die Ödlandschrecke wohlfühlt. Auf dem grauen Gestein perfekt getarnt, ist sie oft erst zu entdecken, wenn die aufgeschreckt davon fliegt. Unter den Vorderflügel befinden sich hellblaue Hinterflügel mit einer dunklen Umrandung, die erst im Sprung (Flug) sichtbar werden und sie unverwechselbar macht.

Auf der Roten Liste Deutschlands ist sie als gefährdet eingestuft, im Steinbruch selbst und in den Trockenrasenbiotopen der Abraumhalden aber eine extrem häufige Erscheinung. Der Rückgang für solch wärmeliebende Insektenarten ist auf den fehlenden Lebensraum zurückzuführen, ähnlich wie bei der Feldlerche oder den Kreuzkröten. Durch die Gestaltung der Abraumhalden als Kalkmagerrasen, insbesondere der baumfreien Hänge und Dächer, ist im Werksgelände von Oetelshofen langfristig für den Fortbestand solcher Insekten gesorgt.

Brauner Grashüpfer

(Chorthippus brunneus)

Größe: bis 25 mm (Weibchen), Männchen kleiner. Auch diese Heuschrecke ist auf trockene Lebensräume spezialisiert und daher auf den Halden in hoher Dichte verbreitet.

Nachtigall-Grashüpfer

(Chorthippus biguttulus)

Größe: bis 25 mm (Weibchen), Männchen deutlich kleiner. Wie oben genannte Arten ein Bewohner trockener Biotope mit möglichst ganztägiger Besonnung (Wegränder, Kahlschläge, Brachen,…), die von den gezielt angelegten Offenland-Biotopen auf den Halden profitiert.

Gemeiner Grashüpfer

(Chorthippus parallelus)

Größe: 14 – 22 mm. Diese Heuschrecke bewohnt trockene bis mäßig feuchte Wiesen, ist in der Wahl der Habitate dadurch flexibler als andere Arten.

Im Werksgelände vor allem auf den mäßig feuchten Bermen (Terrassen), in den Trockenrasen-Biotopen und den Aufforstungen zugegen.

Gemeine Sichelschrecke

(Phaneroptera falcata)

Größe: Körperlänge 12 – 18 mm (ohne Flügel!). Die Sichelschrecke ist einer der Profiteure der Klimaerwärmung. Aus ursprünglich südeuropäischen Regionen dringt sie mittlerweile bis nach Norddeutschland vor und ist so auch auf unseren Trockenrasen eine regelmäßige Erscheinung.

Grünes Heupferd

(Tettigonia viridissima)

Mit bis zu 42 mm ist das Grüne Heupferd die größte heimische Heuschrecke. Sie ernährt sich »auch« räuberisch, erbeutet dabei teils gleichgroße Insekten, Spinntiere und frisst auch Aas.

Nachtigall-Grashüpfer

(Chorthippus biguttulus)

Schmetterlinge

Etliche Falter sind auf die nur an Magerrasen wachsenden Pflanzen angewiesen, da die Raupen auf nur hier wachsende Futterpflanzen spezialisiert sind. Andere, meist bekanntere Arten, sind weniger anspruchsvoll, bedürfen aber dennoch offener Strukturen und einer ausreichenden Menge an Blütenpflanzen. Die zahlreichen verwilderten Fliederbüsche auf den Bermen der Halden werden von Faltern und Bienen gerne besucht.

Kleines Wiesenvögelchen

(Coenonympha pamphilus)

Das Kleine Wiesenvögelchen bevorzugt hohe Temperaturen, wie sie nur im Offenland gegeben sind. Es lebt auf Magerrasen und Blumenwiesen. Die Raupen findet man z. B. auf Süßgräsern.

Hauhechel-Bläuling

(Polyommatus icarus)

Der Hauhechel-Bläuling ist der häufigste Bläuling der Trockenrasenbereiche auf den Abraumhalden. Bei ihnen ist ein auffallender Geschlechtsdimorphismus erkennbar: Die Weibchen sind oberseits bräunlich, die Männchen blau bis violett gefärbt.

Zitronenfalter

(Gonepteryx rhamni)

Aurorafalter

(Anthocharis cardamines)

Kleiner Fuchs

(Aglais urticae)

Kleines Wiesenvögelchen

(Coenonympha pamphilus)

Großer Kohlweißling

(Pieris brassicae)

Kleiner Kohlweißling

(Pieris rapae)

Rapsweißling

(Pieris napi)

Schornsteinfeger

(Aphantopus hyperantus)

Schwalbenschwanz

(Papilio machaon)

Rostfarbiger Dickkopffalter

(Ochlodes sylvanus)

Großes Ochsenauge

(Maniola jurtina)

Distelfalter

(Vanessa cardui)

C-Falter

(Polygonia c-album)

Kaisermantel

(Argynnis paphia)

Admiral

(Vanessa atalanta)

Schachbrett

(Melanargia galathea)

Faulbaum-Bläuling

(Celastrina argiolus)

Rotgewürfelter Wickler

(Celypha rufana)

Blutströpfchen - Sechsfleck-Widderchen

(Zygaena filipendulae)

Hartheu-Spanner

(Siona lineata)

Huflattich-Federmotte

(Platyptilia gonodactyla)

Laichkraut-Zünsler

(Elophila nymphaeata)

Weißer Graszünsler

(Crambus perlella)

Rispengraszünsler

(Chrysoteuchia culmella)

Libellenfauna

Bedingt durch die zahlreichen und überdies sehr unterschiedlichen Gewässertypen im Kalksteinbruch, ist hier eine reiche Libellenfauna entstanden. Nur beispielhaft ein paar Arten, die hier abgelichtet wurden:

Blaugrüne Mosaikjungfer

(Aeshna cyanea)

Diese große und auffällige Libelle ist an nahezu allen Gewässern häufig anzutreffen. Sie jagt im Flug nach Insekten, die vom Wasser angelockt werden und ist dabei weitgehend standorttreu. Existenziell für die Fortpflanzung ist der hohe Anteil an Amphibienlarven im Steinbruchgelände, von denen sich die unter Wasser lebenden Libellenlarven weitgehend ernähren.

Vierfleck

(Libellula quadrimaculata)

Hufeisen-Azurjungfer

(Coenagrion puella)

Gemeine Winterlibelle

(Sympecma fusca)

Plattbauch

(Libellula depressa)

Weidenjungfer

(Chalcolestes viridis)

Gemeine Becherjungfer

(Enallagma cyathigerum)

Blaue Federlibelle

(Platycnemis pennipes)

Feuerlibelle

(Crocothemis erythraea)

Frühe Adonislibelle

(Pyrrhosoma nymphula)

Käfer

Käfer sind jedermann bekannt, die enorme Vielfalt ist aber vielen nicht bewusst. Weltweit sind sie sogar die artenreichste Tierordnung überhaupt. In Deutschland leben alleine etwa 7.000 verschiedene Käfer-Arten! Viele davon sind kaum größer als 4 – 5 mm, mal bunt, aber mal auch unscheinbar gefärbt. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die allermeisten von ihnen nur der Fachwelt und enthusiastischen Hobbyforschern bekannt sind.

Feld-Sandlaufkäfer

(Cicindela campestris)

Sandlaufkäfer leben auf offenen Flächen mit wenig oder fehlender Vegetation (namengebend auch Sandböden). Sie jagen auf dem Boden nach kleineren Wirbellosen (Insekten, Spinnen,…) und klettern nicht. Laufkäfer sind allgemein schneller unterwegs als manch andere Käferarten und sind räuberisch (Karnivoren). Bei Annäherung auf etwa 1 – 2 Meter fliegen sie schnell auf, meist aber nur wenige Meter weit.

Trauer-Rosenkäfer

(Oxythyrea funesta)

Wie die Sichelschrecke dringt auch dieser Rosenkäfer durch die Klimaerwärmung weiter nach Norden vor und wurde im Mai 2021 auf der Halde Osterholz erstmals auch für das Wuppertaler Stadtgebiet nachgewiesen.

Rotbauchiger Laubschnellkäfer

(Athous haemorrhoidalis)

Grüner Scheinbockkäfer

(Oedemera nobilis)

Pilz-Marienkäfer

(Psyllobora vigintiduopunctata)

Schwarzer Schmalbock

(Stenurella nigra)

Gemeiner Totengräber

(Nicrophorus vespillo)

Totengräber sind spezialisierte Käfer, die einen wichtigen Beitrag zur Verwertung auf Aas einnehmen. In der aufgeräumten Landschaft sind Kadaver von größeren Tieren kaum noch zu finden und müssen sogar nach geltendem Jagdgesetz „entsorgt“ werden. Die Bestände der heimischen Aaskäfer sind dadurch stark zurückgegangen. Sie können zur Vermehrung (Futter der Larven) nur noch auf Kleintiere zurückgreifen und müssen hier noch mit anderen Arten (z. B. Fliegenmaden) konkurrieren.

Wickensamenkäfer

(Bruchus atomarius)

Gelbrandkäfer

(Dytiscus marginalis)

Auch am, im und unter Wasser leben viele Käferarten. Der bekannteste unter ihnen ist vermutlich der große Gelbrandkäfer. Er selbst und seine Larven leben räuberisch und sind, wie die Libellenlarven, auf dichte Amphibienpopulationen angewiesen. Im Werksgelände werden nahezu alle Gewässer von ihnen besiedelt.

Roter Weichkäfer

(Rhagonycha fulva)

Länglicher Distelrüssler

(Larinus planus)

Andere  Insektenarten

Große Erdhummel

(Bombus magnus)

Gemeine Sandbiene

(Andrena flavipes)

Graue Sandbiene

(Andrena cineraria)

Hainschwebfliege

(Episyrphus balteatus)

Langbauchschwebfliege

(Sphaerophoria scripta)

Garten-Schwebfliege

(Syrphus ribesii)

Blattwespe

(Dolerus spec.)

Heide-Feldwespe

(Polistes nimpha)

Raupenfliege

(Cylindromyia cf. brassicaria)

Scheinbienen-Keilfleckschwebfliege

(Eristalis tenax)

Fleischfliege

(Sarcophaga carnaria)

Lederwanze

(Coreus marginatus)

Glasflügelwanze

(Stictopleurus abutilon)

Feuerwanze

(Pyrrhocoris apterus)

Beerenwanze

(Dolycoris baccarum

Streifenwanze

(Graphosoma italicum)

Ginster-Baumwanze

(Piezodorus lituratus)

Sumpfschnake

(Tipula paludosa)

Spinnentiere

Veränderliche Krabbenspinne

(Misumena vatia)

Krabbenspinnen bewohnen blumenreiche Lebensräume. Auf den Blüten sitzend lauern sie perfekt getarnt auf anfliegende Insekten, die nicht selten deutlich größer sind als diese selbst. Wie bei den meisten Spinnen sind die Weibchen ungleich größer als die Männchen. Auf den Trockenrasen der Abraumhalden sind sie auf nahezu jeder zehnten Margeriten-Blüte zu finden. Der Name rührt von der unterschiedlichen Färbung, die (nur) von Weibchen »verändert« werden kann. Sie erscheinen weiß, gelb oder grün, je nachdem auf welcher Blüte sie sitzen. Männchen sind am Vorderkörper dunkel gefärbt und tragen, oberseits des weißen bis gelblichen Hinterleibs, dunkle Längsstreifen.

Krabbenspinne

(Xysticus sp.)

Kupfrige Sonnenspringspinne

(Heliophanus cupreus)

Vierfleckkreuzspinne

(Araneus quadratus)

Eichblatt-Kreuzspinne

(Aculepeira ceropegia, Araneus ceropegia)

Streifenkreuzspinne

(Mangora acalypha)

Laufspinne

(Philodromus cf. cespitum)

Schnecken

Tigerschnegel

(Limax maximus)

Weinbergschnecke

(Helix pomatia)

Heideschnecke

(Helicella itala)

Impressionen

Alle hier gezeigten Naturaufnahmen sind auf dem Betriebsgelände der Kalkwerke Oetelshofen entstanden.