Zahlreiche Kriechtiere und Lurche finden in unserem Steinbruch ihr Zuhause. Amphibien wie Kröten, Frösche und Molche genauso wie Reptilien nutzen die günstigen Lebensbedingungen, die sonst kaum noch im Stadtgebiet geboten werden.

Amphibien

Im Fokus:

Die Kreuzkröte

(Epidalea calamita)

Steckbrief: Größe: 7 – 8 cm, gefleckte Oberfläche, Bauch weiß (ungefleckt), heller Streifen über dem Rücken, grüne Iris, waagerechte Pupille. Verhältnismäßig kurze Beine, daher eher laufend als hüpfend unterwegs. Weitgehend nachtaktiv. Bewohnt offene, weitgehend trockene Flächen (Ruderalstandorte, Magerrasen, etc.)

Die Kreuzkröte (Epidalea calamita) ist ein klassisches Beispiel für Arten, die vor allem in aktiv bewirtschafteten Abbaugebieten eine letzte Zuflucht gefunden haben.

Ihre eigentlichen (früheren) Laichbiotope und Landlebensräume waren bspw. Überschwemmungswiesen, oder die temporär überfluteten Ränder von Flüssen. Diese aber sind aus unserer Landschaft durch Flurbereinigung (Trockenlegung) und Eindeichen der natürlichen Flussläufe weitgehend verschwunden.

Alternative Lebensräume, die ähnliche Bedingungen bieten, sind fast nur noch in Steinbrüchen und anderen Abbaugebieten zu finden. Werden solche Gebiete sich selbst überlassen, verbuschen/bewalden die für solche Arten notwendigen Ruderalflächen und werden als Lebensraum schnell unbewohnbar.

Sobald ein Männchen ein geeignetes Laichgewässer gefunden hat, beginnt es darin lautstark zu rufen. Dafür ist es mit großen Schallblasen ausgestattet, sodass sowohl Weibchen, als auch weitere Männchen durch die lauten Rufe angelockt werden.

Im Steinbruch dienen vor allem tiefere Radspuren auf dem lehmigen Böden als Laichgewässer, wie sie durch die schweren Fahrzeuge entstehen. In den schlammigen Pfützen tummeln sich dort oft dutzende Männchen, die sich nicht selten um einzelne Weibchen streiten.

Aus diesem Grunde haben solche „Pionier-Arten“ auch keine festgelegte Fortpflanzungszeit, sondern laichen „explosiv“ nach Regenperioden, von Ende April bis in den September.

Denn die Kreuzkröte gehört zu den so genannten Pionier-Arten! Sie benötigt neu entstehende Kleinstgewässer, die nur wenige Wochen im Jahr Wasser führen. Ihre Fortpflanzungsstrategie liegt darin, nach Regen oder Überflutungen von Fließgewässern in den dadurch neu entstehenden Pfützen zu laichen.

Hier leben weder Insektenlarven noch Fische, die als Fressfeinde der Larven in Frage kämen. Die flachen Gewässer erwärmen sich stärker als tiefere, wodurch sich die wechselwarmen Amphibienlarven deutlich schneller entwickeln, als solche von verwandten Arten, die in permanenten (tieferen und kühleren) Teichen leben.

Während der trockenen Sommermonate werden diese Laichbiotope vom Betreiber notfalls bewässert, um ein Absterben der Larven durch Austrocknung zu verhindern.

Der Kreuzkröte lauschen:

Andere Arten:

Geburtshelferkröte

(Alytes obstetricans)

Steckbrief: Größe: 4 – 5,5 cm, Grundfarbe grau, graubraun oder bräunlich, Bauch hell, rötliche Punkte (mal mehr, mal weniger deutlich oder unscheinbar), gold-gelbliche Iris, senkrecht geschlitzte Pupille (Katzenaugen). Weitgehend nachtaktiv. Bewohnt offene, weitgehend trockene Flächen (Ruderalstandorte, Magerrasen, etc.). Beide Geschlechter rufen leise. Der kurze, helle »Pfiff« brachte ihr im Volksmund den Namen »Glockenfrosch« ein.

Im Steinbruch in allen Bereichen (außer Wald) häufig zu finden, insbesondere auf den Abraumhalden (Ruderalflächen, Magerrasen) und im Geröll (Abbruchkanten). Der Steinbruch Oetelshofen beherbergt eines der größten Vorkommen dieser bedrohten Art in ganz NRW.

Der Geburtshelferkröte lauschen:

Wechselkröte

(Bufotes viridis)

Steckbrief: Größe: 8 – 9 cm, Grundfarbe hell mit grünem Muster aus Flecken und bisweilen rot-orangen Punkten. Ohne hellen Rückenstreifen (vgl. Kreuzkröte). Weibchen größer und kontrastreicher gezeichnet als Männchen. Wechselkröten bewohnt trockenwarme Gebiete mit wenig oder fehlender Vegetation (Offenland, Ruderalflächen). Als Laichgewässer werden flache, temporäre und vegetationsarme Pfützen genutzt.

Im Steinbuch vor allem auf den Schlammflächen und Abraumhalden (Trockenrasen-Biotopen). Als Laichgewässer werden von Regenwasser gefüllte Senken und von Werksfahrzeugen entstandene Radspuren genutzt. Männchen mit kehlständiger Schallblase und harmonisch klingendem »trillernden« Ruf.

Der Wechselkröte lauschen:

Erdkröte

(Bufo bufo)

Steckbrief: Größe: 8 – 9 cm, Weibchen gelegentlich etwas größer. Grundfarbe bräunlich bis rötlich braun in allen Schattierungen, gelegentlich mir dunkler Fleckung. Oberfläche deutlich sichtbar mit Hautwarzen übersäht.

Vorkommen im Steinbruch flächendeckend und in großer Zahl. Als Laichgewässer dienen stehende Gewässer aller Art.

Der Erdkröte lauschen:

Teichfrosch

(Pelophylax esculentus)

Steckbrief: Größe: Weibchen bis ca. 12 cm, Männchen geringfügig kleiner. Grundfärbung in verschiedenen Grüntönen, meist mit hellem Rückenstreifen und dunklen Flecken. Männchen mit 2 hellen Schallblasen, die seitlich am Hinterkopf liegen. Lauter Ruf, weit zu hören. Tag- und nachtaktiv.

Im Werksgelände an nahezu jedem Teich, Tümpel und vielen Schlammpfützen anzutreffen.

Dem Teichfrosch lauschen:

Grasfrosch

(Rana temporaria)

Dem Grasfrosch lauschen:

Kammmolch

(Triturus cristatus)

Steckbrief: Größe: Weibchen bis 20 cm, Männchen etwas kleiner. Größter Molch Deutschlands, seltenster im Bergischen Land. Oberseits schwarz (in Wassertracht manchmal auch beige) mit winzigen, weißen Punkten, Unterseite leuchtend gelb bis orange mit unregelmäßigen, schwarzen Punkten. Männchen in Wassertracht mit hohem, spitz gezacktem Rückenkamm. Laicht in tieferen, stehenden Gewässern.

Im Steinbruch an allen kleinen und großen Teichen ab einer Wassertiefe von ca. 50 cm und mehr. Als Landhabitate werden Wald (Grube 8) und Ruderalflächen genutzt.

Teichmolch

(Lissotriton vulgaris)

Steckbrief: Größe: bis max. 11 cm. Grundfarbe lehmfarben. Männchen mit großen, Weibchen ohne oder mit kleinen Flecken. In Wassertracht tragen die Männchen einen hohen Kamm, dessen Spitzen abgerundet, also nicht spitz zulaufend sind (vgl. Kammmolch). Die Bauchfarbe der Männchen ist gelb-orange mit großen Punkten, die der Weibchen cremefarben bis gelblich mit kleineren Pünktchen (auch an der Kehle). In allen Gewässern (auch tieferen Schlammpfützen) zu finden.

Fadenmolch

(Lissotriton helveticus)

Bergmolch

(Ichthyosaura alpestris)

Steckbrief: Größe: bis ca. 9 cm. Oberseits blau und grau marmoriert. Männchen mit heller, gelblich-schwarz abwechselnder Rückenleise und schwarzen Punkten auf oft hellblauem Grund entlang der Flanken. Weibchen marmorierter, ohne Rückenleiste. Die Bauchfarbe beider Geschlechter leuchtend orange oder gelb, ohne Flecken. Häufigster Molch im Wuppertaler Raum, wenig anspruchsvoll an die Laichgewässer (bisweilen in winzigen Folienteichen oder mit Wasser gefüllten Eimern).

Überall häufig im Werksgelände.

Reptilien

Ringelnatter / Barrenringelnatter

(Natrix natrix / Natrix helvetica)

Jüngst wurde die Ringelnatter (Natrix natrix) in 2 unterschiedliche Arten aufgespalten. Im Bergischen Land kommen beide vor, wobei es sich hier um eine durch Hybridisierung entstandene Übergangsform handelt, die keiner der beiden »Arten« eindeutig zuzuordnen ist. Im Westen Europas lebt die Barrenringelnatter (Natrix helvetica), im Osten die »Östliche Ringelnatter« (Natrix natrix). Beide »Ringelnatter-Arten« ernähren sich fast ausschließlich von Amphibien, teilweise auch von Fischen.

Im Steinbruch leben Ringelnattern / Barrenringelnattern in allen Bereichen, da die zahlreichen Gewässer für einen großen Bestand an Nahrungstieren (Molchen, Fröschen und Kröten) sorgen.

Blindschleiche

(Anguis fragilis)

Die Blindschleiche ist eine Echse (nicht Eidechse!) ohne Beine, die oft für eine Schlange gehalten wird. Im Gegensatz zu den Schlangen können »Schleichen« ihre Augen schließen und müssen zum Züngeln (Riechen mit der Zunge) den Mund öffnen. Schlangen hingegen haben eine Öffnung an der Schnauzenspitze, durch die sie ihre Zunge herausstrecken können (siehe Foto Ringelnatter, oben) und die zurückgebildeten Augenlider sind »durchsichtig« über die Augen gewachsen. Sie schauen somit also durch »transparente Augenlider« hindurch. Die Blindschleiche ernährt sich von Kleintieren wie Würmern und Schnecken, was so manchen Gartenbesitzer erfreuen wird.

Waldeidechse

(Zootoca vivipara)

Die Waldeidechse trägt mehrere Trivialnamen, wie bspw. Moor-, Heide- oder Bergeidechse. Ihre Lebensräume sind also nicht, wie der Name vermuten ließe, auf Wälder beschränkt. Wie alle Reptilien ist sie »wechselwarm« und kann keine eigene Körpertemperatur entwickeln. Diese richtet sich nach der Außentemperatur und wird durch den Aufenthalt an sonnenexponierten Stellen reguliert. Deshalb liebt sie das offene und halbschattige Gelände, in dem es nicht zu heiß wird, aber ausreichend »Sonnplatz« zur Verfügung steht.

Auf unseren Abraumhalden hat sich die Art im Laufe der letzten Jahr weit ausgebreitet und ist hier mittlerweile eine häufige Erscheinung.

 

Impressionen

Alle hier gezeigten Naturaufnahmen sind auf dem Betriebsgelände der Kalkwerke Oetelshofen entstanden.